Ein unfreiwilliger Selbstversuch
Der nächste Surftrip steht an. Dieses Mal soll es nach Nordspanien gehen. Dafür habe ich mir extra ein großes Travel Boardbag gekauft. Drei Shortboards, ein aufblasbares Surfbrett samt Pumpe, zwei Neoprenanzüge und was man sonst noch so für einen Surftrip benötigt, kommen rein. Damit ich die über 30 kg nicht tragen muss, habe ich extra ein Boardbag mit Rollen ausgewählt. Zusammen mit Rucksack beträgt das Reisegepäck-Gewicht ca. 60 kg! Was tut man nicht alles, um vor Ort für jede denkbare Wellenbedingung das passende Equipment mit dabei zu haben...
Von Nürnberg soll es nach Bilbao gehen. Der Flug ist online schnell gebucht. Hin von Nürnberg über München nach Bilbao. Zurück von Bilbao über Frankfurt nach Nürnberg. Perfekt. Jetzt noch die Hotline der Fluggesellschaft anrufen, um das Sportgepäck anzumelden. So weit so gut. Alles läuft routinemäßig, wie immer.
Dann folgt die negative Überraschung. Per Telefon kann ich das Sportgepäck nur von München nach Bilbao und von Bilbao nach Nürnberg buchen. Das erste Flugsegment Nürnberg - München kann von der Serviceangestellten trotz aller Bemühungen nicht im System eingebucht werden. Nach mehreren Anläufen, weiteren Telefonaten und Rückfragen bei der Fluggesellschaft steht fest: Das Flugzeug für den Zubringer von Nürnberg nach München ist zu klein für Sportgepäck. Eine Mitnahme meiner Bretter auf dieser Flugstrecke ist nicht möglich!
Ohne meine Bretter zu reisen, kommt nicht in Frage. Eine Lösung muss her. Den Flug so umzubuchen, dass ich von Nürnberg mit einer großen Maschine starte, die auch Surfgepäck mitnehmen kann, geht auf Grund der schlechten Alternativverbindungen nicht. Einzige Lösung: Ich muss in München einchecken. Das Problem ist aber, dass mein Ticket von Nürnberg aus geht. Wenn ich das erste Flugsegment Nürnberg - München nicht antrete, verfällt mein komplettes Flugticket und ich kann nicht mehr in München zusteigen. Also rufe ich erneut bei der Fluggesellschaft an und buche um. Neuer Hinflug jetzt von München nach Bilbao. Nun folgt eine weitere negative Überraschung. Zum einen soll ich eine Umbuchungsgebühr zahlen. Das ist ja noch OK. Das Ticket München - Bilbao ist nun aber teurer als mein vorheriges Ticket Nürnberg - München - Bilbao. Unglaublich, diese "Flugmafia". Begründung: Die Abfluggebühren am Flughafen München sind höher, als die am Flughafen Nürnberg. Ich beschwere mich beim Kundencenter. Ich sehe nicht ein, dass ich ein Flugsegment weniger in Anspruch nehme und dafür mehr bezahlen soll. Offenbar hat der Kundenservice Mitleid mit mir und verzichtet überraschend auf die Preiserhöhung. Ich kaufe mir noch schnell ein Bahn-Sparticket von Nürnberg nach München Flughafen. Der Surftrip ist gerettet.
Nie wieder! Im Nachhinein war es eine dumme Idee. Alleine mit dem Gewicht einer Waschmaschine auf den Schultern auch nur zehn Meter zu laufen ist eine Tortur - trotz Rollen am Boardbag. Auch sind die öffentlichen Verkehrsmittel inkl. ICE nicht für verrückte Surfreisende konzipiert. Im ICE muss ich notgedrungen einen Eingang besetzen, um mein Gepäck unter zu bringen. Ich habe gelesen, man darf im ICE so viel Gepäck mitnehmen, wie eine Person tragen kann. Somit bin ich gerade noch im Soll. Für manche Mitreisenden ist das aber ein untragbarer Zustand. Schließlich sind sie durch meine Blockade nun gezwungen, die Tür zwei Meter nebenan zu nutzen. Die "netten" Kommentare lassen mich aber kalt. Schließlich bin ich morgen wieder in den Wellen. Alles wird gut! - Oder doch nicht?
Beim Empfang Meines Boardbags am Flughafen Bilbao sehe ich, dass die Rollen abgebrochen sind. Pech gehabt. Zumindest die Boards haben nichts abbekommen. Ich quäle mich vom Flughafen in den öffentlichen Bus. Vom Bus ins Hotel. Am nächsten Tag vom Hotel zum Busterminal in Bilbao, um dort den "ALSA"-Bus nach Santander zu nehmen. Übrigens: Bei "ALSA" muss das Sportgepäck separat gebucht werden. Die Mitnahme ist begrenzt. Endlich die Erlösung. Ankunft am Busterminal in Santander. Dort wartet mein angemieteter VW-Bus von Surf-Cars und die Schlepperei hat ein Ende. Zumindest bis zur Rückreise.
TIPP: Bevor ihr einen Flug bucht, erkundigt euch vorab, ob das Sportgepäck mitgenommen werden kann bzw. ob der Flugzeugtyp groß genug dafür ist.